Wein für Anfänger: Wie finde ich heraus, was ich mag?
Für Wein gilt, was auch für Mode und Sex gilt: Wenn wir wissen, was uns gefällt, haben wir mehr Freude daran. Zwei Expertinnen geben Tipps, wie wir in Sachen Wein unseren eigenen Geschmack finden.

Die Vielfalt der Weine entdecken
Wein ist eine faszinierende Welt voller Vielfalt. Viele Menschen fühlen sich anfangs von der großen Auswahl an Rebsorten und den zahlreichen Fachbegriffen wie Terroir, Barrique oder Tannine überfordert. Doch das Experimentieren kann großen Spaß machen und es lohnt sich, herauszufinden, welche Weine einem wirklich zusagen. So kann man mit Überzeugung sagen: „Ich mag trockenen Riesling mit Aromen von Zitrusfrüchten oder Pfirsich.“
Gibt es typische Anfänger-Weine?
Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland, beobachtet häufig, dass viele Weinliebhaber ihre Reise mit fruchtigen, unkomplizierten Weißweinen beginnen. Ein halbtrockener Riesling Kabinett, auch „Kabi“ genannt, ist ein idealer Einstieg. Auch Weine mit mehr Restzucker sind bei Anfängern beliebt, da sie unsere natürliche Vorliebe für Süße ansprechen. Mit der Zeit entwickeln sich die Vorlieben oft weiter zu Weinen mit weniger Restzucker, wie einem trockenen Riesling.
Wer von Anfang an Rotweine bevorzugt, könnte mit einem Spätburgunder beginnen. Dieser hat weniger Tannine und bietet fruchtige Noten von Erdbeere, Kirsche oder Brombeere. Später kann man sich an kräftigere Sorten wie Syrah oder an Barrique-Weine herantasten.
Strukturierte Herangehensweise an Wein
Verena Herzog, die Sommeliers ausbildet, empfiehlt, sich an den wichtigsten Rebsorten der Welt zu orientieren, wie Chardonnay, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon oder Merlot. Man kann sich für eine Rebsorte entscheiden und Weine aus verschiedenen Regionen probieren. Wer sich auf deutsche Weine konzentrieren möchte, sollte sich auf Burgunder-Rebsorten oder Riesling fokussieren.
Für Liebhaber von fruchtbetonten Weinen sind Sauvignon Blanc, Muskateller oder Gewürztraminer vielversprechend. Wer eine lebendige Säure bevorzugt, könnte mit Riesling oder Sauvignon Blanc glücklich werden. Der direkte Vergleich verschiedener Weine hilft dabei, die eigenen Vorlieben besser zu verstehen.
Wein bewusster wahrnehmen
- Aromen wie Vokabeln üben
Die Aromen eines Weines werden über den Geruchssinn wahrgenommen. Um diese besser zu erkennen, sollte man bewusst auf alltägliche Gerüche achten, wie die von Paprika, Orange oder frisch geschnittenem Gras. Mit der Zeit speichert man immer mehr Gerüche ab und kann sie leichter identifizieren.
- Sich Früchte und Co. dazulegen
Weinführer beschreiben typische Aromen verschiedener Rebsorten. Beim Trinken kann man versuchen, diese Aromen nachzuvollziehen, indem man sich passende Früchte oder Lebensmittel bereitlegt. Das trainiert die Nase und den Gaumen.
- Von Experten lernen
Weinseminare und Verkostungen bieten die Möglichkeit, unterschiedliche Weine zu vergleichen und den eigenen Geschmack zu schulen. Auch der Austausch mit Experten in Weinhandlungen kann wertvolle Erkenntnisse bringen.
Fehler vermeiden auf der Weinreise
Auch wenn man seine Lieblingsweine gefunden hat, sollte man offen für Neues bleiben. Pauschale Aussagen wie „Wein aus Italien schmeckt mir nicht“ sind zu vermeiden, da es in jedem Weinland eine große Vielfalt gibt. Offenheit und Experimentierfreude führen oft zu positiven Überraschungen.