Spinnen, Spucken, Fliegen: Ist es Angst oder schon Phobie?
Auch wenn's weniger krabbelig ist als im Dschungel: Viele kennen Ängste etwa vor Spinnen, engen Räumen oder Flugreisen. Eine Expertin erklärt, wann so eine Furcht problematisch wird und was hilft.

Millionen Menschen verfolgen gespannt, wie sich die Kandidaten bei RTL den Dschungelprüfungen stellen. Diese Prüfungen sind herausfordernd, insbesondere für diejenigen, die Ekel und Ängste überwinden müssen. Bei Sam Dylan sind diese Ängste offenbar so stark ausgeprägt, dass er einige Prüfungen abbrechen musste, insbesondere die, bei denen es krabbelte, während er tapfer ekelige Prüfungsessen schluckte.
«Sam hat so einige Phobien. Vor Höhe, vor Insekten – eigentlich vor allem, was im Dschungel ist», berichtet sein Lebenspartner der «Bild». «Er würde auch nie nachts allein in den Keller gehen, da muss ich immer mitkommen. Ich wünsche mir für ihn, dass er den Schalter umlegen kann, die Ängste hinter sich lässt und zeigt, was er alles kann.»
Angst oder Phobie: Wann wird's kritisch?
Viele Menschen kennen solche Ängste, sei es die Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie), vor Erbrechen (Emetophobie, wie bei Kandidatin Yeliz Koc) oder vor sozialen Kontakten. «Es gibt nichts, was es nicht gibt», sagt Prof. Petra Beschoner, Ärztliche Leitung der Akutklinik Bad Saulgau. Allerdings erfordert nicht jede Angst eine Therapie. Wer sich vor Mäusen fürchtet, aber nicht mit ihnen in Berührung kommt, verspürt häufig keinen großen Leidensdruck.
Nicht jede Angst ist gleich eine Phobie. Eine Phobie liegt vor, wenn Menschen «auf ganz bestimmte Objekte oder Situationen unangemessen stark reagieren», erklärt die Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Erröten, Brustbeklemmungen und Übelkeit sind typische Anzeichen. Ein weiteres Kriterium ist, inwieweit Betroffene im Alltag eingeschränkt sind, etwa wenn Ängste soziale Kontakte verhindern, Reisen wegen Flugangst (Aviophobie) unmöglich machen oder ein Grillabend wegen Angst vor Spinnen (Arachnophobie) frühzeitig endet.
In solchen Fällen sollte man handeln und sich professionelle Hilfe suchen, rät Prof. Beschoner, zum Beispiel von Psychotherapeuten. «Grundsätzlich lassen sich Phobien gut behandeln. Die kognitive Verhaltenstherapie unterstützt Betroffene dabei, ihre Gedankenmuster zu verstehen und zu verändern.»
Dies bedeutet, den Angstkreislauf als Verkettung von Gedanken, Gefühlen, körperlicher Reaktion und Verhalten zu erkennen, alternative Denk- und Handlungsstrategien zu erarbeiten und im Verlauf der Therapie zu lernen, sich mit den phobischen Ängsten zu konfrontieren, bis sie weniger stark und kontrollierbar oder sogar überwunden werden.
Sich der Angst stellen: Wie funktioniert das?
Der Schlüssel zur Überwindung einer Phobie liegt darin, sich ihr zu stellen, auch wenn es Überwindung kostet, erklärt die Medizinerin. Expositionsübungen im Rahmen der Therapie funktionieren nach diesem Prinzip.
In diesen Übungen stellen sich Patienten Schritt für Schritt ihrer spezifischen Angst. Je häufiger sich Betroffene bewusst in solche kritischen Situationen begeben, desto deutlicher lernt ihre Psyche: «Mir passiert nichts.» Dadurch erleben sie, dass ihre Angst mit der Zeit abnimmt.
«Wer Angst auslösende Situationen hingegen vermeidet, verstärkt die Symptome nur noch mehr», warnt Petra Beschoner. «Nicht selten entwickelt sich daraus eine zusätzliche Angst vor der Angst.»
Hintergrund:
Medizinische und psychologische Untersuchungen sind laut RTL Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Dschungelcamp. «Damit stellen wir bei Bedarf auch während der Staffel sicher, dass die Stars in jeder Hinsicht fit genug für den Dschungel sind. Ein Arzt und ein Psychologe sind zudem rund um die Uhr in unmittelbarer Nähe des Camps und bei Bedarf jederzeit verfügbar.»