Sleepmaxxing: Schlau oder schädlich?
Ein TikTok-Trend, der alles ändert - wieder mal, gähn. Aber: Grundsätzlich ist es eine gute Idee, «gut» schlafen zu wollen, denn Schlaf ist wichtig. Was die Wissenschaft dazu sagt und ob Kiwis helfen.

Was ist Sleepmaxxing?
Mehr Energie, weniger Stress, bessere Laune und ein stärkeres Immunsystem - all das soll «Sleepmaxxing» bringen. Unter diesem Begriff, der sich aus den englischen Wörtern für Schlaf (sleep) und maximieren (maximize) zusammensetzt, werden in sozialen Medien wie TikTok Tipps geteilt. Diese reichen von bekannten Ratschlägen bis hin zu originellen Methoden, wie zum Beispiel:
- den Mund zum Schlafen zukleben
- zwei Stunden vorm Schlafengehen nichts trinken
- ein kühler, dunkler Schlafraum
- White Noise
- keinen Wecker stellen
- Kiwis vorm Zubettgehen essen
- Gewichtsdecken
- Meditation und viele mehr
Der Psychiater Eric Zhou, Professor an der Harvard Medical School, hat sich diesen Trend und die Tipps genauer angesehen.
Einige Ratschläge haben wissenschaftliche Unterstützung, andere sind weniger gut erforscht, und manche haben keine nachgewiesene Wirksamkeit. Das gesamte Konzept des Sleepmaxxings als «definiertes Paket» wurde bisher nicht wissenschaftlich untersucht, erklärt Zhou.
Regelmäßiger und erholsamer Schlaf ist grundlegend für unsere geistige und körperliche Gesundheit sowie unsere Lebensqualität. Wer gut schläft, sieht besser aus und kann kreativer sein, so die Stiftung Schlaf. «Jeder kann davon profitieren, wenn er grundlegende Tipps zur Schlafhygiene befolgt», betont der Mediziner.
Gängige Empfehlungen zur Schlafhygiene
Einige bewährte Maßnahmen zur Schlafhygiene sind:
- Konsum von Koffein und Alkohol reduzieren
- wenig Bildschirmzeit am Abend
- gesunde Schlafzeiten
- eine kühle und dunkle Schlafumgebung
- morgens mehr Sonnenlicht, abends weniger Licht
«Diese Maßnahmen sind gut untersucht und von Schlafexperten empfohlen», so Zhou. Auch die Stiftung Schlaf und die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) listen sie als Schlaftipps auf.
Und die anderen Tipps?
Zu den Sleepmaxxing-Strategien, für die es nur begrenzte wissenschaftliche Daten gibt, zählen laut Eric Zhou:
- Mouth-Taping: Das Abkleben des Mundes soll die Atmung verbessern und Schnarchen reduzieren. Eine Untersuchung der George Washington University fand jedoch keinen belastbaren Beweis für die Wirksamkeit. Schnarchen sollte medizinisch untersucht werden.
- Gewichtsdecken: Diese versprechen eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Es gibt interessante Forschung, aber keine überzeugenden Belege für ihre allgemeine Wirksamkeit.
- Frühes Zubettgehen: 22 Uhr oder früher wird als ideal propagiert. Der individuelle Schlafbedarf und Chronotyp sind jedoch so unterschiedlich, dass es keine allgemeingültige ideale Bettgehzeit gibt.
- Kiwis als Einschlafhilfe: Eine kleine Studie aus 2011 deutet an, dass Kiwis den Schlaf verbessern könnten. Solche Untersuchungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da oft der Placebo-Effekt eine Rolle spielt.
Der gefährliche Druck, perfekt zu schlafen
Ein Problem beim Sleepmaxxing ist der Druck, jede Nacht perfekt zu schlafen. Das ist unrealistisch, so Zhou, denn selbst gute Schläfer haben Schwankungen und schlafen nicht jede Nacht optimal.
Manche Menschen entwickeln sogar Orthosomnie – ein ungesundes Streben nach perfektem Schlaf. Dieser Druck ist in der Sleepmaxxing-Kultur verankert, aber Stress und Schlaf passen nicht zusammen.
Soll man seinen Schlaf nun fixen oder nicht?
«Ein guter erster Schritt ist es, herauszufinden, ob es überhaupt ein Problem mit dem eigenen Schlaf gibt», rät Zhou. Ein Schlaftagebuch kann dabei helfen, ergänzt durch Daten aus Wearables. Im Schlaftagebuch sollte man notieren:
- Wie viel Schlaf bekomme ich pro Nacht?
- Bin ich mit meinem Schlaf zufrieden?