Große blaue Flecken? Dahinter kann eine Erkrankung stecken

Huch, da prangt ein riesiger Bluterguss, obwohl Sie sich nur leicht gestoßen haben? Kommt das immer wieder vor, ist das ein Anzeichen für Hämophilie. Drei Fakten zur Bluterkrankheit.

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Ob es sich um einen Schnitt in den Finger oder ein angestoßenes Knie handelt, eine Blutung sollte schnell gestoppt werden. Dafür sind bestimmte Eiweiße in unserem Blut verantwortlich, die die Gerinnung fördern.

Manche Menschen haben jedoch einen Mangel an diesen sogenannten Gerinnungsfaktoren. Dies kann zur Folge haben, dass selbst kleine Verletzungen zu starken Blutungen führen. "Wenn blaue Flecken unverhältnismäßig groß werden oder spontane Blutungen in Gelenken auftreten, sollte man aufmerksam werden", erklärt der Hämatologe Prof. Johannes Oldenburg vom Universitätsklinikum Bonn.

Solche Beobachtungen sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Möglicherweise lautet die Diagnose dann Hämophilie, umgangssprachlich auch Bluterkrankheit genannt. Je nachdem, welcher Gerinnungsfaktor fehlt, spricht man von Hämophilie A oder B, wobei letztere seltener vorkommt. Drei Fakten über die Krankheit:

Fakt 1: Von Hämophilie sind fast ausschließlich Männer betroffen

Um dies zu verstehen, ist ein kleiner Ausflug in die Genetik nötig. Der Grund, warum das Blut von Hämophilie-Betroffenen nicht gerinnt, liegt in einem Defekt des jeweiligen Gerinnungsfaktor-Gens.

Diese Gene befinden sich auf dem X-Chromosom, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI). Männer besitzen nur ein X-Chromosom. Das bedeutet, dass ein Gen-Fehler sich direkt bemerkbar macht.

Bei Frauen ist die Situation anders. Sie haben zwei X-Chromosomen. Wenn der Gen-Defekt nur auf einem von ihnen vorhanden ist, kann das gesunde Gen des zweiten X-Chromosoms den Defekt ausgleichen, sodass die Blutgerinnung funktioniert.

Etwa 2 von 10.000 Männern sind von Hämophilie betroffen, wie das Portal «gesund.bund.de» berichtet.

Fakt 2: Geschwollene und entzündete Gelenke sind Warnzeichen

Neben blauen Flecken können bei der Erkrankung auch Blutungen in Muskeln und Gelenken auftreten, dies jedoch nur bei schweren Formen. Diese Blutungen sind daran erkennbar, dass die Gelenke anschwellen und schmerzen. Entzündungen sind ebenfalls typisch.

Längerfristig nehmen die betroffenen Gelenke Schaden, so die DGTI - sie verformen sich und werden steif. Im fortgeschrittenen Stadium benötigen Hämophilie-Patienten oft eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl.

Fakt 3: Hämophilie ist gut behandelbar

Dies gilt zumindest dann, wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt wird, erklärt die DGTI.

Die klassische Therapie der Hämophilie besteht darin, den fehlenden Gerinnungsfaktor im Blut zu ersetzen. Dieser wird in die Vene gespritzt. Bei milden Verlaufsformen geschieht dies bei Bedarf, etwa vor einer Operation oder bei einer akuten Blutung. Patienten mit einer schweren Form erhalten den Gerinnungsfaktor vorbeugend alle paar Tage. Nach entsprechender Schulung können sich Betroffene den Wirkstoff selbst spritzen, so «gesund.bund.de».

Seit einigen Jahren gibt es laut DGTI auch die Möglichkeit, Hämophilie mit Antikörper- und Gentherapien zu behandeln. Welche Therapie sinnvoll ist, sollten Betroffene am besten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen.