Brrr, so kalt! Warum wir frieren - und was uns warmhält

Wärmt Alkohol wirklich durch? Und warum zittern wir bei niedrigen Temperaturen und bekommen eine Gänsehaut? Zwei Experten klären die wichtigsten Fragen rund ums Frieren.

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Es ist Winter, es ist kalt! Die einen greifen zu Thermounterwäsche, andere zu Glühwein und wieder andere setzen auf Sport, um sich gegen die frostigen Temperaturen zu wappnen.

Wie können Menschen, die leicht frieren, sich in der kalten Jahreszeit warmhalten? Und warum reagiert unser Körper mit Gänsehaut und Zittern auf Kälte? Diese Fragen können Physiologen beantworten, also Mediziner, die sich mit den normalen Stoffwechselvorgängen im menschlichen Körper beschäftigen.

Wann frieren wir überhaupt?

Unser Körper hat eine Betriebstemperatur von etwa 37 Grad, zumindest im Körperkern, der Organe wie Verdauungssystem, Lunge, Herz und Gehirn umfasst.

«An der Körperschale, also Haut und Extremitäten, darf es auch kälter werden», erklärt Prof. Rüdiger Köhling, Direktor des Oscar Langendorff Instituts für Physiologie der Universitätsmedizin Rostock. «Im Kern muss die Temperatur gehalten werden, sonst können wichtige Funktionen erlöschen.»

Ohne Kleidung liegt die Wohlfühltemperatur bei etwa 32 Grad Celsius. Mit Kleidung kann es auch zehn Grad kälter sein. Sinkt die Temperatur darunter und wir sind nicht passend gekleidet, beginnen wir zu frieren. Der Körper bereitet sich darauf vor, Wärme zu erhalten oder im Notfall selbst zu produzieren, so Köhling.

Kältepunkte im Körper spielen eine wichtige Rolle bei der Temperaturwahrnehmung. «Viele kennen das Gefühl, wenn man ins kühle Wasser geht: Am Bauch wird es besonders unangenehm, da dort viele Kältepunkte sitzen», sagt Prof. Ralf Brandes, Vorstandsmitglied der Deutschen Physiologischen Gesellschaft (DPG). Diese Kältepunkte senden Impulse an das Gehirn, um das Frieren-Programm zu starten.

Was genau passiert beim Frieren?

Bei Kälte sendet unser Körper ein erstes Signal: Unwohlsein. Doch das hält die wenigsten davon ab, nach draußen zu gehen. Der Körper hat weitere Mechanismen, um Kälte zu registrieren.

Einer dieser Mechanismen ist die Zentralisierung. Der Körper versucht, Wärme zu erhalten, indem er das Blut im Körperinneren hält. «Die Durchblutung in äußeren Körperregionen wie Händen, Füßen, Nase oder Lippen wird eingeschränkt», erklärt Ralf Brandes.

Die Wärme wird bei den lebenswichtigen Organen gehalten, während die Extremitäten kälter werden. Dies zeigt sich oft durch blasse Hände und blaue Lippen.

Gänsehaut ist ebenfalls ein Teil des Frieren-Programms, hat aber beim Menschen keine Funktion mehr. «Hätten wir Federn oder Fell, würde die Gänsehaut dafür sorgen, dass diese sich aufstellen und die warme Luft um uns herum nicht so leicht weggeblasen wird», erläutert Brandes.

Effektiver ist das Zittern, da Bewegung Muskelwärme erzeugt. Bei zunehmender Kälte beginnen wir zu zittern, wobei sich die Muskeln ohne große Bewegungen kurz zusammenziehen und dadurch Wärme erzeugen.

Physiologe Köhling beschreibt einen weiteren Trick des Körpers: Durch einen biochemischen Prozess, der einer Kurzschlussreaktion ähnelt, kann im braunen Fettgewebe zusätzliche Wärme erzeugt werden.

Wie hält man sich am besten warm?

Um draußen in der Kälte nicht zu stark zu frieren, helfen vor allem Bewegung und warme Kleidung. Da über unbedeckte Körperpartien viel Wärme verloren geht, ist es ratsam, den Kopf mit einer Mütze oder Kapuze zu schützen. Besonders für Kinder ist das wichtig, so Ralf Brandes.

Alkohol wärmt zwar auch, ist aber tückisch. Schnaps und Glühwein öffnen die Blutgefäße, was zwar wärmere Hände, aber eine schnellere Auskühlung im Körperinneren zur Folge hat, erklären die Experten.

Übrigens: Wer langfristig weniger frieren möchte, kann auf Wechselduschen setzen.

Wann wird Frieren gefährlich?

«Ab 24 Grad Körpertemperatur und weniger sind wir bewusstlos und etwas weiter darunter tot», sagt Rüdiger Köhling.

Wir Menschen wissen in der Regel instinktiv, wann es Zeit wird, uns aufzuwärmen. «Zittern sollte man nicht», findet Ralf Brandes. Und Köhling empfiehlt: «Allerspätestens