Alkoholsucht: Gefährdung erkennen und Hilfe finden

Das Glas zu viel - das kennen viele und nehmen auch mal einen Kater in Kauf. Wenn aus «mal» mehr wird und man mehr Probleme in Kauf nimmt, weil man trinken möchte, ist man womöglich alkoholkrank.

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Mehr als 1,4 Millionen Menschen in Deutschland waren 2023 laut einer Hochrechnung der Krankenkasse Barmer wegen Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Doch viele, die ein Alkoholproblem bis hin zur Sucht haben, sind (noch) nicht in Behandlung. Diese ist jedoch wichtig, um eine Verschlimmerung der Krankheit zu verhindern und kann lebensrettend sein.

Alkoholsucht ist keine Frage von Charakter- oder Willensschwäche, sondern eine behandelbare Erkrankung, ähnlich wie ein Herzinfarkt oder Arthrose, so das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf dem Portal gesund.bund.de. Wie andere Erkrankungen entwickelt sich Alkoholsucht oft schleichend. Problematisches oder abhängiges Trinkverhalten bleibt oft lange unerkannt oder wird unterschätzt.

Für die Diagnose einer Suchterkrankung oder schädlichen Konsums sind Kontrollverlust, Toleranzentwicklung oder Vernachlässigung von Beziehungen und anderen Aktivitäten zugunsten des Konsums entscheidend. Die Menge allein ist nicht ausschlaggebend.

Woran erkennt man ein Alkoholproblem?

Eine Diagnose kann nur durch Mediziner gestellt werden. Wer jedoch überlegt, gefährdet oder betroffen zu sein, kann folgende Fragen des Infoportals «Kenn Dein Limit» der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beantworten:

  • Spüren Sie häufig einen starken Drang, eine Art unbezwingbares Verlangen, Alkohol zu trinken?
  • Kommt es vor, dass Sie nicht mehr aufhören können zu trinken, wenn Sie einmal begonnen haben?
  • Trinken Sie manchmal morgens, um bestehende Übelkeit oder Zittern zu lindern?
  • Trinken Sie in den letzten Jahren zunehmend mehr Alkohol, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen?
  • Ändern Sie Tagespläne, um Alkohol trinken zu können, oder richten Sie den Tag so ein, dass Sie regelmäßig Alkohol konsumieren können?
  • Trinken Sie, obwohl Sie wissen, dass der Alkoholkonsum bereits zu schädlichen Folgen geführt hat?

Wenn drei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, liegt eine Abhängigkeitserkrankung nahe. Alternativ kann auch ein Selbsttest Aufschluss geben.

Von der Suchtberatung zur Therapie

Wer an einer Alkoholabhängigkeit leidet, benötigt in der Regel Hilfe. Neben der Hausärztin oder dem Hausarzt sind Suchtberatungsstellen wichtige Anlaufstellen. Über das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) erhält man eine Übersicht von Beratungsstellen in der Region: www.suchthilfeverzeichnis.de.

Diese Stellen informieren und beraten nicht nur, sondern können auch eine Entzugsbehandlung vermitteln sowie bei der Suche nach einem Therapieplatz oder einer Selbsthilfegruppe unterstützen.

Zur effektiven Behandlung der Krankheit gibt es die sogenannte qualifizierte Entzugsbehandlung, so das BMG. Sie besteht aus mehreren Elementen:

  • Körperliche Entzugsbehandlung: Der Körper wird, in der Regel stationär, vom Alkohol entgiftet – bei Bedarf unterstützt von Medikamenten.
  • Behandlung von psychischen und körperlichen Begleit- und Folgeerkrankungen sowie Unterstützung bei sozialen Problemen: Mit Hilfe psychotherapeutischer Angebote lernen Erkrankte Strategien, um im Alltag ohne Alkohol zurechtzukommen.
  • Planung einer Langzeittherapie: Diese sollte an die qualifizierte Entzugsbehandlung anschließen, um Rückfällen vorzubeugen. Dazu gehören auch der regelmäßige Kontakt zu einer Beratungsstelle und die Therapie möglicher körperlicher und seelischer Begleiterkrankungen. Vielen hilft auch eine Selbsthilfegruppe.