Alkoholfrei ins neue Jahr: Was bringt der «Dry January»?

Erst sind die Gläser voll, dann wir - vielleicht öfter, als gut ist. Kein Wunder, dass viele im Januar gesünder leben und eine Zeit lang keinen Alkohol trinken wollen. Das lohnt sich gleich doppelt.

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Gelegenheit zur Reflexion

In den letzten Wochen gab es zahlreiche Anlässe, Alkohol zu konsumieren, sei es bei Weihnachtsfeiern, an Heiligabend oder zu Silvester. Mit dem Beginn des neuen Jahres kommen oft gute Vorsätze auf, wie zum Beispiel der Verzicht auf Alkohol im Januar, bekannt als «Dry January». Dies bietet nicht nur die Möglichkeit, die strapazierten Organe zu entlasten, sondern auch, um über das eigene Trinkverhalten nachzudenken, meint Suchtforscher Prof. Falk Kiefer.

Gesundheitliche Vorteile des Verzichts

Falk Kiefer betont, dass es aus gesundheitlicher Sicht am besten ist, überhaupt keinen Alkohol zu trinken. Jedes Gramm Alkohol, auf das man verzichtet, ist gesünder als es zu konsumieren. Auch wenn geringe Mengen Alkohol nicht besonders schädlich sind, ist es für alle, einschließlich Wenigtrinker, gesünder, ganz auf Alkohol zu verzichten. Ein alkoholfreier Monat kann vielen Organen, wie dem Magen, dem Herz und vor allem der Leber, eine Erholungspause bieten. Zudem ist es wichtig, die eigenen Risiken zu kennen.

Bewusstsein für Risiken

Kiefer empfiehlt, eine Alkoholpause einzulegen, um zu prüfen, wie sehr einem der Alkohol fehlt. Es geht darum, die Wirkung von Alkohol, wie die Enthemmung und das Reduzieren von Sorgen, zu hinterfragen. Auch der Zusammenhang von Feiern und Alkoholkonsum sollte betrachtet werden: Geht man auf Feiern, um Freunde zu treffen, oder um Alkohol zu trinken? Ein Monat ohne Alkohol kann ein problematisches Verhältnis nicht ausschließen, selbst wenn man ihn durchhält.

Umgang mit Verzichtsschwierigkeiten

Wenn der Verzicht schwerfällt und man merkt, dass einem der Alkohol fehlt, hat man ein Problem erkannt, das angegangen werden kann. Alkohol als Suchtmittel beeinflusst ein uraltes System in unserem Gehirn, das für die emotionale Steuerung und Motivation zuständig ist. Menschen haben jedoch die Fähigkeit, bewusst und selbstverantwortlich Entscheidungen zu treffen und sich über kurzfristige Belohnungen hinwegzusetzen. Wenn Alkohol zur Stress- oder Angstbewältigung genutzt wurde, sollte diese Lücke anders gefüllt werden, etwa durch körperliche Aktivität, Musik, Entspannung oder Treffen mit Freunden, bei denen man auch ohne Alkohol Spaß haben kann.

Zur Person: Prof. Dr. Falk Kiefer ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Zudem ist er Inhaber des Lehrstuhls für Suchtforschung der Universität Heidelberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. Gemeinsam mit Nathalie Stüben schrieb er das Buch «Frauen und Alkohol».